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Tag 18 – Und es kommt anders als gedacht

Von Tromsø wollte ich über das Fjell von Narvik in Richtung Kiruna und dann weiter nach Jokkmokk fahren. Sturm sagt der Wurm und die „Kolonne“ begann bereits kurz nach Tromsø. „Kolonne“ bedeutet, dass die Auto und Trucks in einer Kolonne, angeführt von einem grossen Schneepflug und gesichert von einem Besenwagen, fahren. Meist muss der Pflug die massiven Schneeverwehungen in der Fahrbahn räumen, die gefährlich sind und mich mit dem Tesla per sofort stecken liessen.Zum Glück roch meine Nase nach der ersten Molonnenfahrt den Braten. Ich guckte nochmals auf die Strassenzustandskarte im Internet und war erstaunt, dass von den 4 Möglichkeiten der Reise gegen Süden, deren 3 zwischenzeitlich auf unbestimmte Zeit geschlossen wurden. Weder der norwegischen Küste entlang nord- und südwärts noch über Narvik war die Weiterreise möglich. Offen blieb nur noch der Pass über Kilpisjärvi/Finnland, den ich bereits bei der Hinreise nach Tromsø befuhr.Die Reise nach Jokkmokk erschien mir nach der Konsultation der Wetterberichte in Lappland etwas gewagt, da die Ferientage langsam ausgehen. Es war genügend fordernd, über Kilpisjärvi.

Der Schuster blieb bei seinen Leisten, quartierte in Hetta wie alle Jahre im gleichen Familienhotel ein und genoss sichtlich den ausgiebigen Schneefall durch das Fenster aus der Wärme, wäre das Auto mit Benzin unterwegs. Dazu folgt die Geschichte etwas später.

Im gleichen Hotel logierte eine Familie aus China, hoffentlich nicht den Coronavirus tragend. In Rovaniemi, unweit von hier, wo der St. Niklaus herkommt, wurden diese Tage 2 Chinesen positiv auf Corona getestet. Ebenso verbrachte eine Gruppe aus der Schweiz die Nacht hier und guckte den Film „Näkkälä“. Mehr dazu, findest du hier.

Also die Geschichte zum Batterieauto in der Kälte: Wenn eine Batterie wenig Strom mehr enthält und noch warm ist vom Fahren, dann verliert sie weiter an Energie, wenn sie auskühlt. Versucht mal mit einem Natel, dessen Akku nur noch 5% Energie enthält, bei minus 20 Grad zu telefonieren. ? Also bei sehr niedrigen Akkuständen im kalten Wetter muss das Auto sicherheitshalber vor dem Abkühlen am Strom angehängt werden. Sollte sich sonst die Fahrbatterie vollständig entladen, entlädt sich meist vorher bereits die Niedervoltbatterie, die die ganze Bordelektronik speist. Die Niedervoltbatterie wird bei tiefen Fahrakkuspannungen von diesem nicht mehr aufgeladen. Dies führt dazu, dass die Bordcomputer nicht mehr aufstauten und damit das Lademanagement nicht zur Verfügung steht, der Wagen also nicht mehr geladen werden kann. Dies möchte man nicht bei minus 15Grad und Schneefall, weit weit weg in Lappland erleben. Mein Fahrakku war leer, darum hängte ich den Wagen an die 230Volt-Dose beim Parkplatz, welche für die Benzinwagen erstellt wurde, damit diese 2h vor Motorenstart dieser elektrisch aufgeheizt werden kann. Ansonsten liessen sich diese Verbrenner gar nicht starten bei diesen Temperaturen. Für das Laden und die Akkuwärmung reicht die 230Volt-Dose sehr schwerlich, darum entschied ich mich, mit den wenigen Restkilometern die 1.5km zum nächsten Hotel im mittlerweilen Tiefschnee zufahren. Dort hat es seit diesem Sommer eine Ladestation Typ2 mit immerhin 3 Phasen und 11 kW Leistung. Dies lädt den Wagen innert 5bis 6h. Dummerweise gehörte diesel Ladestation einem mir unbekannten Anbieter, mit dem ich vorgängig keinen Vertrag abgeschlossen hatte und so,it keinen RFID-Tag oder eine Ladekarte erhalten habe. Zum Glück kann man diese Säule per Website ansteuern, alle Angaben eintippen und starten klicken…

… und es passierte nichts! Ebenso beim zweiten Versuch. Die genauere Inspektion meines Ladekabels ergab, dass sich Schnee, mittlerweilen zu Eis gepresst, in der Anschlussbuchse des Kabels zwischen den Kontakten befand. Ein Haarföhn vom Receptionist des danebenliegenden Hotels erwärmte das Eis, es schmolz und eine dritten Versuch konnte nichts im Wege stehen…… ausser die Technik, die nicht funktioniert. Meine Anspannung nahm zu, zurück zum Hotel an die 230er-Dose im Tiefschnee, wollte ich nicht ausprobieren, ein Laden wäre ja auch kaum möglich gewesen. Also beherzt die Nummer des Customercenters des Ladestationbetreibers angerufen. Erika konnte nach langem hin und her die Station von extern neu starten und nach ein paar Anläufen begann der Blauwal zu laden und ich mich zu entspannen. Bin ich froh, kann ich normalerweise auf eine funktionierende und monitorierte Ladeinfrastruktur von Tesla zurückgreifen. Ein wunderbarer Nachtmarsch ins Hotel im tief verschneiten Hetta und eine Runebergintorttu liess mich glücklich ins Bett fallen. Wetter: stürmisch, Schneefall bei -8 bis -14 Grad

Strecke:Erkenntnis:

Die Nordlichter haben mich definitiv gefoppt. 3 Nächte in Tromsø bei herrlich sternenklarem Wetter, also besten Beobachtingsbedingungen, zeigten sie sich nicht. Am nächsten Abend bei argem Schneefall in Hetta, verkündete meine Auroravorwarnapp freudig die erhöhte Aktivität über unseren Köpfen.

Ein Kommentar

  1. Herr Ärmel Herr Ärmel

    Oje, welch ein Abenteuer … und diese verhexten Nordlichter !!

    „Zu den abenteuerlichsten Erklärungen des Nordlichts zählt die im Jahr 1714 formulierte Theorie des britischen Astronomen Edmond Halley, der davon ausging, dass die Erdkugel hohl sei und dass es in der Nähe des Nordpols eine Öffnung geben, aus der das Erdinnere als Lichterscheinung heraustrete. Immerhin stellte er als Erster einen Zusammenhang zwischen den Erdmagnetfeldern und dem Polarlicht her.“ (S. 64)

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